Der Südwesten Kretas wird von den bis 2.453 m hohen Weißen Berge dominiert. In diesen liegt die 17 km lange Samariá Schlucht, die von der Omalós Hochebene (1.236 m) bis zum Libyschen Meer hinunterführt. Die Samariá Schlucht ist der bekannteste Canyon Kretas und wird in der Hochsaison von etwa 4.000 Personen am Tag durchwandert.

Auf Kreta Schlucht wandern: Die Samariá Schlucht

Aus unserem im Frühjahr 2020 geplanten 10-tägigen Kreta Wanderurlaub, wurde wegen des ersten Corona Lockdowns ein viermonatiger Aufenthalt. Unser Reiseverlauf änderte sich somit schlagartig.

Als im Juni das Verkehrsverbot in Griechenland aufgehoben wurde und wir uns wieder auf der Insel weiter als bis zum nächsten Supermarkt bewegen konnten, nutzen wir auf Kreta die Chance einer Samariá Schlucht- Wanderung.

Da wir in Ostkreta wohnen, haben wir auf der Omalós Hochebene übernachtet und sind am Morgen bei frostigen Temperaturen in die Schlucht eingestiegen.

Im oberen Teil des Canyons geht es lange sehr steil nach unten – was wir noch Tage später in den Beinen gespürt haben.

Nach den ersten 600 Höhenmetern Abstieg führt der Weg die weite Schlucht über Geröll leicht auf und ab. Das Flussbett wird immer wieder überquert.

Etwa auf der Hälfte der Schlucht-Wanderung wird der Weg enger und die mehrere hundert Meter hohen Wände rücken zusammen. An der „Eisernen Pforte“ ist der Canyon nur noch 3 m breit. Am Schluchtausgang, den wir nach fünfeinhalb Stunden erreichten, warten Kioske und ein Picknickplatz auf die erschöpften Wanderer. Von hier kann man einen Bus bis nach Agia Rouméli nehmen oder die letzte halbe Stunde bis zum Strand selbst laufen. Ein Bad im Libyschen Meer ist nach dem sechsstündigen Abstieg ein Wohlgenuss.

Mit der Fähre fuhren wir über Loutró nach Chora Sfakíon und von dort mit dem Bus zum Einstieg der Schlucht, wo wir am Morgen das Auto geparkt hatten. Es war ein langer Tag mit mehrstündiger Gehzeit und wir freuten uns auf unser Fremdenzimmer auf der Hochebene.

Die Schlucht-Wanderung auf Kreta wird als „schwer“ eingestuft und dies sollte auch beherzigt werden.
17 km über Geröll, ein 7 km langer steiler Abstieg und Sommerhitze dürfen nicht unterschätzt werden. Gute, eingelaufene und hohe Wanderschuhe sind wichtig und Stöcke empfehlenswert. Wasserflaschen kann man unterwegs an einigen Quellen auffüllen, aber zu Essen gibt es bei der Samaria Schlucht-Wanderung nicht zu kaufen.


Wanderungen auf Kreta: Die Aradéna Schlucht

Die Aradéna Schlucht gehört zu den schönsten Wanderungen auf Kreta. Für eine Gruppe sehr erfahrener Wanderer aus meiner Heimat hatte ich dieses Frühjahr vor, Samariá und Aradéna zu verbinden. Es war geplant gewesen, die Samariá Schlucht bergab zu wandern, in Loutró zu übernachten und am nächsten Morgen von Loutró zum Mármara Strand und von dort die Schlucht bergauf nach Aradéna zu wandern. Aus bekannten Gründen wurde unser Wanderurlaub jedoch abgesagt. Das ist sehr schade, denn auch die letzte geplante Aradéna Wanderung ist „ins Wasser gefallen“. Daher sind die Fotos leider etwas trüb.

Spektakulär und eindrucksvoll, eignet sich die Schlucht für sportliche, erfahrene und trittsichere Wanderer. Urlauber mit Höhenangst werden an bestimmten Passagen ihre Schwierigkeiten bekommen, denn der Höhenunterschied ist teilweise enorm. So sind Pfade an manchen Stellen sehr glatt. Es ist angenehmer die Schlucht vom Meer bergauf nach Aradéna zu durchwandern.

In der Schlucht fließt kein Wasser, da sie nicht durch Erosion entstanden ist, sondern tektonischen Ursprung hat. Die Wanderung liegt dank der hohen Felswände im Schatten und führt über eine steinige Talsohle, die von großen Oleandersträuchern gesäumt ist. In dieser prachtvollen Schlucht finden sich neben der bekannten Flora viele Chasmophyten (Pflanzen, die in Felsritzen wachsen), von denen etliche endemisch (ausschließlich auf Kreta zu finden) und zum Teil sehr selten sind. In den höher gelegenen Felsspalten des Canyons nisten einige Geierpärchen, die den Betrachter mit ihrem Gleitflug erfreuen.

Am oberen Ende wird die Schlucht von der imposanten 138 m hohen Aradéna Brücke überquert. Etwas weiter talaufwärts führt ein alter Eselspfad aus der Schlucht hinauf nach Aradéna. Das Dorf wurde in den 1950ern nach einer Blutsfehde aufgegeben und lohnt mit den Überresten seinen traditionell gebauten kretischen Häusern einen Besuch. Es beherbergt auch eine Byzantinische Kapelle aus dem XIV. Jahrhundert.

Die 17 km lange Samaria Schlucht ist Kretas bekannteste Schlucht und Aradéna eine der spektakulärsten, aber es gibt viele kleinere Schluchten, die eine Wanderung wert sind. Drei davon liegen im Osten Kretas.

Blick in die Aradéna Schlucht

Durchs Tal der Toten – Wandern in Kretas Osten

Das Dorf Zákros liegt weit im Osten Kretas. Von dort führt das „Tal der Toten“ hinunter zum Meer. Die Minoer haben in den Höhlen der Schluchtenwände ihre Toten beigesetzt, und die Entdeckung der Gräber hat dem Tal seinen schaurigen Namen gegeben. Die Wanderung durch die Schlucht ist nicht schwierig und macht auch Kindern im Familienurlaub Spaß.

Ausgangs- und Endpunkt ist eigentlich das Dorf Zákros. Da meine Freundin und ich am Morgen spät losgekommen sind, haben wir es vorgezogen, den alternativen Einstieg zu wählen und die Wanderung am Parkplatz auf der Straße nach Káto Zákros zu beginnen. Die Wanderzeit wird dadurch um eine knappe Stunde verkürzt. Die Gesamtzeit von Zákros- bis Zákros beträgt circa 3,5 – 4 Stunden.

Im Bachbett folgt man den Windungen des Wasserlaufs, vorbei an Felsbrocken, baumgroßen Oleanderbüschen und ausladenden Platanen. Im Frühjahr kann der Fluss noch Wasser führen und muss immer wieder einmal überquert werden. Von den hohen Felswänden schauen die Ziegen neugierig auf die Wanderer herab. Die ehemaligen Grabhöhlen werden heute von den Ziegen als Unterstand genutzt.

Nach einer guten Stunde über Flusskiesel und trockene Pfade lichtet sich plötzlich das Tal, Kato Zakros ist erreicht und wir stehen vor dem Eingang zum minoischen Palast.

Nach einem ausgiebigen Bad im Meer und einem leckeren griechischen Salat in einer der Tavernen geht es über die alte Straße am oberen linken Schlucht Rand zurück nach Zákros. Der Schotterweg führt hoch über der grünen Schlucht durch die karstige Phrygana bis zum o.g. Parkplatz. Wurde die Wanderung in Zákros begonnen, geht es vom Parkplatz ein Stück auf der Asphaltstraße bergan, dann auf einer Piste und schließlich auf dem Wanderweg zurück ins Dorf.


Kritsá

Einen Katzensprung von Ágios Nikoláos entfernt schmiegt sich das Dorf Kritsá an die nordöstlichen Ausläufer der Díkti-Berge. Kritsá zählt zu den ältesten Dörfern Kretas. Ende der fünfziger Jahre diente das Dorf als Kulisse für die Verfilmung des Romans ‚Griechische Passion‘ von Nikos Kazantzakis. Die Bewohner Kritsás erhielten auch kleine Rollen im Film.

An der Hauptstraße reihen sich kleine Läden die u. a. Webarbeiten, kretische Naturprodukte und natürlich das Jahr für Jahr preisgekrönte Olivenöl feilbieten.

Kurz vor dem Ort liegt die Kirche Panagía i Kéra (die Gottesmutter), mit den am besten erhaltenen kretisch-byzantinischen Wandmalereien auf ganz Kreta. Sehenswert ist außerdem die antike Siedlung Lató, die hoch über Kritsá auf einem Bergsattel thront.

Nördlich des Dorfes liegt die Kritsá Schlucht, ein enger Canyon, in dem auch gekraxelt werden muss. Die Länge der Kritsá Schlucht beträgt ca. 8 km. Es ist mit einer Wanderdauer von 3 – 3,5 Stunden zu rechnen. Hier geht es über große Felsblöcke, die mit Metallbügeln ausgestattet wurden. Bei meinen ersten Wanderungen durch die Schlucht waren die Kletterhilfen noch nicht vorhanden, und ich wurde vor die eine oder andere Herausforderung gestellt.

Im Frühjahr kann man in den engen ausgewaschenen Passagen auch auf knietiefe Wasserbecken treffen. Zwischen den steilen, hohen Felswänden läuft der Wanderer im Schatten. Hat man die Klamm passiert, verbreitert sich das Tal, wird sonnig und durch die üppige Vegetation freundlicher.

Der Ausstieg aus der Schlucht und der Rückweg nach Kritsá erfolgen teils über den alten gepflasterten Verbindungsweg Tapés-Kritsá, teils auf Pisten und schließlich auf der Straße. Die Wanderroute ist heute gut sichtbar gekennzeichnet.


Péfki Schlucht

An der Südküste Kretas, unweit von Lerápetra, der südlichsten Stadt Europas, liegt der kleine Urlaubsort Makrigialós.

Etwa 3 km im Hinterland von Makrigialós befindet sich der Eingang in die von Kiefern bewachsene und gesäumte Péfki Schlucht. Die 4,5 km lange Wanderung führt durch das enge, steinige und von Felsbrocken übersäte Bachbett bergan. Im Frühjahr führt die Schlucht noch Wasser und kleinere Wasserfälle füllen glattpolierte Becken. Über zwei Metallleitern (mit Stufen in Treppenbreite) erklimmt man eine Felswand, die keinen Alternativweg zulässt.

Schließlich erreicht man einen Brunnen mit einer Weggabelung. Rechter Hand geht es durch Olivenhaine bis hoch zum Dorf Péfki. Hier lädt eine Terrasse mit grandioser Aussicht auf das Libysche Meer zur Pause ein. Bei einem Spaziergang durch die engen Gassen des Bergdorfes fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt – dort ist die Zeit stehen geblieben. Auf dem Berggipfel oberhalb von Péfki thront die weithin sichtbare Kapelle des Aféndis Stávros. Der Rückweg führt vom Dorf durch die Olivenhaine zurück zum Brunnen und von dort aus weiter über einen gepflasterten Weg am westlichen Rand der Schlucht entlang zum Einstieg.


Häufig gestellte Fragen zum Thema Kreta-Wanderung

Gibt es auf Kreta denn nur Schluchten zu durchwandern?

Natürlich nicht. Die bis zu 2.500 m hohen kretischen Berge haben auch viele Gipfel zu bieten. In den Sommermonaten sind sie jedoch zumeist kahl und Schatten ist rar bis nicht vorhanden. Die Flusstäler, die über Jahrtausende zu Schluchten und Canyons ausgewaschen wurden, bleiben das ganze Jahr über grün. Hohe Bäume und steile Felswände spenden dem Wanderer wenigstens ein bisschen Schatten und Frische.

Wandern in der Samaria Schlucht auf Kreta mit Kindern?

Die Wanderung der Samaria Schlucht auf Kreta wird als „schwer“ eingestuft. 17 km über Geröll, ein 7 km langer steiler Abstieg und Sommerhitze sollten nicht unterschätzt werden. Für Kinder ist besonders das Tal der Toten geeignet.

Wann ist die beste Reisezeit zum Wandern und Trekking auf Kreta?

Das ganze Jahr über kann auf Kreta gewandert werden. Allerdings sollte man bedenken, dass es im Juli und August sehr heiß sein kann. Die beste Reisezeit zum Wandern und Trekking auf Kreta ist der Frühling und Herbst. Besonders im Frühling ist die Natur sehr reichhaltig und die Insel mit vielen Wildblumen bedeckt.